Collection and Research
Krebse (Crustacea) sind eine der formenreichsten und mit ca. 67.000 beschriebenen Arten eine der diversesten Tiergruppen der Welt. Sie umfassen nicht nur die allseits bekannten Garnelen, Krabben und Hummer, sondern auch Taxa die auf den ersten Blick an Würmer (Pentastomida) oder schwimmende Muscheln (Spinicaudata) erinnern. Krebse sind essentieller Bestandteil praktisch aller Ökosystem und stellen vermutlich die größte Biomasse des marinen Planktons dar. Sie haben alle Lebensräume äußerst erfolgreich besiedelt: von der Tiefsee, über Süßgewässer bis zum Festland. Eine weitere bedeutende Gruppe mariner Organismen sind die wurmartigen Polychaeten (auch Vielborster genannt). Die Mehrheit der der etwa 10.000 beschriebenen Arten leben in oder auf marinen Sedimenten und Hartsubstraten.
Sowohl Krebse als auch Polychaeten sind intensiv in den letzten 200 Jahren erforscht worden, nichtsdestotrotz zeigen aktuelle Arbeiten wie wenig tatsächlich über diese Gruppen bekannt ist und das sicher geglaubtes Wissen sich als falsch erweisen kann. So haben moderne molekular genetische Studien mittlerweile gezeigt, dass Polychaeten vermutlich und Krebse ganz sicher nicht monophyletisch sind. Insekten, das mit Abstand artenreichste Taxon auf der Erde, sind terrestrische Krebse. Diese Erkenntnis hat tiefgreifende Bedeutung für unser Verständnis der Evolution der Krebse und stellt bisherige Annahmen zu ihrer Evolution und ihrer phylogenetischen Beziehungen in Frage. Eine mindestens ebenso wichtige Erkenntnis ist, dass weiterhin der größte Teil der Diversität dieser Gruppen wohl noch nicht wissenschaftlich beschrieben und somit unbekannt ist. Die Erfassung und Beschreibung dieser Diversität, eingebettet in den Rahmen einer evolutiven Systematik, stellt einen der Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeiten der Arbeitsgruppe Wirbellose II dar. Eine der wichtigsten Grundlagen hierfür ist die umfangreiche wissenschaftliche Sammlung, die 72.000 Sammlungsnummern umfasst, davon 44.888 Crustaceen und 27.693 Polychaeten. Über 10.000 dieser Seriennummern sind Typen, die „Urmeter“ der Arten, und damit wissenschaftlich besonders wertvoll. Die Verwaltung, Pflege und Vermehrung dieser Sammlung ist eine zentrale Aufgabe der Arbeitsgruppe Wirbellose II.