Historie
Vom Naturhistorischen Museum zum Evolutioneum
Das Naturhistorische Museum im Zentrum Hamburgs war einst das zweitgrößte Naturkundemuseum Deutschlands – und das meistbesuchte. Es war ein eindrucksvoller wilhelminischer Bau mit großzügigem Innenhof, mehreren Stockwerken, umlaufenden Galerien und freitragenden Brücken. Sammelleidenschaft war der Grundstock dieser Ausstellung, die von Kapitänen unter Hamburger Flagge aus aller Welt zusammengetragen wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk zerstört, das Museum wurde nie wieder aufgebaut. Die erhaltenen Sammlungen überführte die Stadt Hamburg 1969 in den Besitz der Universität.
Populäres Naturkundemuseum

Bis zur Zerstörung im Juli 1943 besaß Hamburg mitten in der City ein populäres Naturkundemuseum. Es war ein eindrucksvoller wilhelminischer Bau mit großzügigem Innenhof, mehreren Stockwerken, umlaufenden Galerien und freitragenden Brücken. Nach Berlin war es das zweitgrößte Naturkundemuseum Deutschlands und ein Publikumsmagnet für alle, die für ein paar Stunden in die Tierwelt Afrikas, Ozeaniens oder Australiens reisen wollten. Kein anderes Naturkundemuseum zog im Kaiserreich so viele Besucher an.
Dieses Naturhistorische Museum war genau ein Jahrhundert zuvor, im Mai 1843, von Hamburger Bürgern gegründet worden und fand am 17. September 1891 in dem Neubau am Steintorwall in Hauptbahnhofnähe neue, adäquate Räumlichkeiten.
Objekte aus aller Welt

Sammelleidenschaft war der Grundstock dieser Ausstellung, die von Kapitänen unter Hamburger Flagge aus aller Welt zusammengetragen wurde. Darunter war u. a. das, was der Hamburger Reeder Johan Cesar VI. Godeffroy (1813–1885) von Südseereisen mitbringen ließ und der Kaufmann und Naturforscher Peter Friedrich Röding (1767–1846) in seinem „Museum für Gegenstände der Natur und Kunst“ zur Schau gestellt hatte. Finn- und Buckelwale, das Skelett eines Blauwals und einer im 18. Jahrhundert bereits ausgestorbenen Stellerschen Riesenseekuh, außerdem Elefanten, Affen und Nashörner, zählten zu den Hauptattraktionen.
Zerstörung im Krieg

1943 setzte ein Feuersturm dieser großen Schau der Tiere aus aller Welt ein Ende. Bombenangriffe der Alliierten auf Hamburgs Innenstadt während der sogenannten Operation Gomorrha legten das Haus und mit ihm einen großen Teil der bedeutenden naturhistorischen Schätze in Schutt und Asche. Glücklicherweise konnten Teile der Sammlung gerettet werden. Die umfangreiche Alkoholsammlung überstand den Feuersturm in leerstehenden U-Bahnschächten, die Vogelsammlung in einer Burg in Sachsen. Hamburgs Mona Lisa, ein einzigartiger Narwalschädel mit zwei Zähnen aus dem Jahr 1684, wurde von einem Präparator gerettet, eingemauert in einem Kellerraum mitten im Museum. Der Narwal erinnert heute im Zoologischen Museum an die großen vergangenen Zeiten eines Hamburger Wissenstempels der Naturwissenschaften.
Erst 1951 wurde die Ruine des alten Naturkundemuseums abgetragen. Das Museum wurde nie wieder aufgebaut. An seiner Stelle steht heute ein Elektrofachmarkt. Die erhaltenen Sammlungen überführte die Stadt Hamburg 1969 in den Besitz der Universität. Langsam wuchsen sie wieder und gehören heute zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Sammlungen Deutschlands. Doch fehlt es bis heute an einem adäquaten Bau zur Unterbringung der vielen Millionen Objekte mit zeitgemäßer Ausstellung.
Centrum für Naturkunde
Seit der Gründung des Centrums für Naturkunde (CeNak) in 2014 verfolgt die Universität Hamburg das Ziel, die Objekte als Archiv des Lebens nicht nur zu erhalten und zu mehren, sondern sie zudem für die Wissenschaft, für die Hamburger und externen Besucher in einem neuen Naturkundemuseum zugänglich zu machen – in der Tradition des historischen Hauses und mit den Möglichkeiten aktueller multimedialer Ausstellungsgestaltung: als Schaufenster der Wissenschaft für die Öffentlichkeit und als Forschungszentrum der Biodiversität und Artenvielfalt.
175 Jahre Naturhistorisches Museum Hamburg:
Interview mit Prof. Dr. Matthias Glaubrecht in Newsroom der Universität Hamburg
Buchvorstellung

Anlässlich des 175. Jahrestages der Gründung fand im Zoologischen Museum eine Lesung statt, die vom CeNak und dem Naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg veranstaltet wurde.
Am 17. Mai 2018 stellte die Potsdamer Historikerin Dr. Susanne Köstering ihr neues Werk „Ein Museum für Weltnatur“ vor – das erste Buch, das sich umfassend mit der wechselvollen Geschichte des Naturhistorischen und Zoologischen Museums in Hamburg beschäftigt.
Mehr Infos: Literatur trifft Natur "Ein Museum für Weltnatur
Mehr zur Geschichte der Sammlungen des CeNak in:
Matthias Glaubrecht (2018). Back to the future: The Centrum für Naturkunde on its way toward reestablishing a Natural History Museum in Hamburg. – In: Beck, L. A. (ed.), Zoological Collections of Germany – The Animal Kingdom in its Amazing Plenty at Museums and Universities, pp. 435-461. Springer International, Cham.
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