Sammlung - Spinnentiere und Tausendfüßer
Diese vielfältige Sammlung beherbergt die ursprünglichsten oder ältesten Formen der Gliedertiere (Arthropoda). Neben den sehr artenreichen Spinnentieren (Arachnida) beinhaltet diese Sammlung die Hundertfüßer (Chilopoda), Tausendfüßer (Diplopoda) und weniger bekannte Gruppen wie die Bärtierchen (Tardigrada), Stummelfüßer (Onychophora), Schwertschwänze (Xiphosura), Asselspinnen (Pycnogonida) und Zungenwürmer (Pentastomida). Insgesamt repräsentieren diese Gruppen terrestrische und/oder marine Organismen.
In der Sammlung befinden sich über 1 Million Präparate in ca. 8.800 Arten, von denen mehr als 3.200 durch Typenmaterial repräsentiert werden. Dieses Material stammt aus der ganzen Welt und ist in ca. 18.000 Spezialgläsern in Alkohol und auf ca. 37.000 mikroskopischen Präparaten konserviert. In der Zahl umfasst die Abteilung: Bärtierchen (Tardigrada: 208 Arten), Stummelfüßer (Onychophora: 21), Schwertschwänze (Xiphosura: 4), Skorpione (Scorpiones: 452), Spinnen (Araneae: 2.100), Geißelskorpione (Thelyphonida: 30), Zwerggeißelskorpione (Schizomida: 8), Geißelspinnen (Amblypygi: 23), Pseudoskorpione (Pseudoscorpiones: 153), Weberknechte (Opiliones: 329), Walzenspinnen (Solifugae: 153), Tasterläufer (Palpigradi: 2), Kapuzenspinnen (Ricinulei: 1), Milben (Acari: 3.627), Asselspinnen (Pantopoda: 109), Hundertfüßer (Chilopoda: 409) und Tausendfüßer (Diplopoda: 1.060).
Die Sammlung gehört neben Berlin und Frankfurt zu den größten Forschungssammlungen dieser Art in Deutschland und ist weltweit bekannt. Hinsichtlich mancher Tiergruppen (Bärtierchen, Skorpione, Spinnen und Milben) ist sie eine der international bedeutendsten Kollektionen, die wegen der vieler Typen und wegen des historischen Materials sehr oft von ausländischen Zoologen konsultiert wird.
Die hier vorhandenen australischen und ostasiatischen Spinnen (> 800 Arten) gehören zu den ersten von L. Koch und E. von Keyserling beschriebenen Arachniden aus diesen Gebieten und sind eine unverzichtbare Ressource für die heutige zoologische-systematische Forschung. Diese wertvollen Sammlungen wurden durch die Freie Hansestadt Hamburg vom ehemaligen Hamburger Privatmuseum Godeffroy erworben. Da dieses Material zum großen Teil im zweiten Weltkrieg in einem U-Bahntunnel lagerte, ist es fast vollständig erhalten geblieben. Von großer Bedeutung ist auch die Sammlung von Skorpionen die über mehr als 100 Jahre aufgebaut wurde und weltweit einmalig ist. Sie enthält eine große Anzahl von Primärtypen und wird von Wissenschaftlern in aller Welt frequentiert.
Insgesamt enthält die Sammlung Material aus zoologischen "Pionierzeiten", u.a. von den Urvätern der arachnologischen Forschung wie Koch, von Keyserling, Graf von Atems, Kraepelin, Silvestri, Tullgren und Pocock; jedoch auch von weltweit anerkannten Spezialisten, wie z.B. Roewer, Verhoeff, Viets, Sellnick, Lukoschus, Schaarschmidt, Regenfuß, Rack, Krczal und Bartsch. Die vorhandene und große Sammlung mikroskopischer Präparate von Milben (Acari) wurde nach dem Krieg neu aufgebaut, denn alle vorher vorhandenen Präparate sind 1943 im Naturhistorischen Museum zu Hamburg nach einem Fliegerangriff verbrannt. Dieses neue Material gehört zu dem wichtigsten in Deutschland und bei einigen Milbengruppen zugleich zu einer der wichtigsten Sammlungen weltweit.
An verschiedenen Gruppen wird aktiv geforscht, so z.B. an den Milben, Stummelfüßern, Spinnen und Pseudoskorpionen. Dabei steht neben der taxonomisch-systematischen Bearbeitung der Sammlungsgruppen, also die Beschreibung von Arten und die Analyse von Verwandtschaftsverhältnissen, vor allem Projekte zur Biogeografie, vergleichenden Morphologie, molekularer Evolution und Artenschutz im Vordergrund. Feldexkursionen in die tropischen und subtropischen Regionen im Rahmen laufender Forschungsprojekte dienen der Sammlungserweiterung.